KLE 500 - Tour durch die Zentralschweiz

von Thomas Ernst


Fr. 29.06.2001, km - Stand : 8935

Um 9:00 Uhr bin ich endlich losgefahren, A5 Richtung Basel. Schönes Wetter war ja angesagt und bei Lahr war auch die kühle Morgenluft vergessen. Am Autohof Hartheim machte ich die erste Rast und genehmigte mir ein Frühstück beim großen M. Meine KLE500 wurde betankt ( 2,06 DM/l 95 Oktan!) und bekam einen kleinen D-Aufkleber spendiert. In aktuellen Reiseberichten, die ich im Internet gefunden hatte, wurde berichtet, dass das Fehlen dieses Details von den Grenzern zum Anlass genommen wird, um das ganze Motorrad samt Biker zu filzen.
Weiter gings nach Rheinfelden, wo ich auf der alten Rheinbrücke die Grenze passierte. Ein kurzes Tippen mit der Kupplungshand an die Brust signalisierte meine Bereitschaft den Perser vorzuzeigen und der Grenzer winkte mich durch. Problemlos also der Grenzübertritt, obwohl einige Monate später von starken Kontrollen wegen der Euro-Einführung und dem damit verbundenen Schwarzgeldschmuggel in die Schweiz berichtet wurde!
Raus aus Rheinfelden und auf die gut ausgebaute Landstrasse. Die Vignette hatte ich mir gespart, sodass die Autobahn tabu war.
Dino mit KLE
Über Aarau am Dino vorbei gings Richtung Luzern.
Kurz vor meinem ersten Tankstopp in der Schweiz fiel mir ein, dass ich ja keine Frankli bei mir hatte! Am Geldautomaten der "Ersparnisgesellschaft Küttigen" konnte ich mich mit meiner EC-Karte bedienen.
Mein erster Pass im Alpenland sollte der Glaubenbielen-Pass mit seinen 1611m sein Über Sörenberg, denFluehüttenboden, Schwandili und Bödili zog die kurvenreiche Strecke an den Flanken des 2011m hohen Schoenbuel entlang. Satte Wiesen bieten den Kühen hier oben kräuterreiche Kost. Viehroste und Gatter wurden von der nun sehr schmalen Straße gequert und an der Morialp machte ich, nach nun 3h Fahrt seit Rheinfelden, eine kleine Rast.

Herrlicher Sonnenschein und die Gipfel und Geröllhalden des Brienzer Rothorns ( 2350m ) und des Gisswiller Stocks mit den Gipfeln der Schafsnase und Furgge, boten ein grandioses Bild. Nun ging es in engen Kurven berab. Vorsichtig mußten die Kehren genommen weden, da hinter jeder ein Auto auftauchen konnte und die schmale Straße Gegenverkehr kaum Platz bot. An einer Straßenausbuchtung hielt plötzlich der vor mir fahrende Wagen an um einen entgegenkommenden Unimog vorbeizulassen. Mit blockierndem Hinterrad schlidderte ich gerade so zwischen den beiden Fahrzeugen hindurch und der verdutzte Unimogfahrer rief mir noch zu :" Das ist aber keine Stelle zum Überholen!" Ja, nee isīschon klar, der Bergauffahrende hat Vorfahrt, aber mit Vollbremsung und Ausweichmanöver war ich vollauf beschäftigt die Maschiene wieder unter Kontrolle zu bringen und so kurvte ich noch vorsichtiger der Pass herunter.

Die schöne Aussicht auf den Sarner See brachte mich auf die Idee, doch nicht in Meiringen auf Zeltplatzsuche zu gehen, sondern an einem See mein Zelt aufzuschlagen.
Also Karte heraus und nach Seen geschaut: Der Lungerer See war der letzte vor den Alpenpässen und einen Campingplatz am südlichen Seeende hatte er auch! Also nichts wie hin!

Nachmittags um 15:30 schlug ich mein Zelt direkt am See auf einer Wiese des Camping Obsee Lungern auf. Einchecken konnte ich erst um 17:00 Uhr. Dabei kaufte ich auch gleich 2 Jetons. Nicht für die Spielbank sondern für zwei heiße 3 Minuten Duschen ( 2 SF/ Stück) Heute hatte ich, als allein verantwortlicher Chefkoch, mich für Hühner-Nudeltopf entschieden: Man nehme 600 ml Wasser + den Beutelinhalt,den die Fa. Knorr recht kostengünstig für jedermann bereitstellt, koche unter rühren das Ganze einige Minuten auf und löffle zügig rein. Wie meist, wenn ich auf Reisen bin, habe ich nämlich auch nach diesem doch anstrengenden Reisetag keinen großen Hunger. Der Abendspaziergang führte mich an einer Seilbahnstation vorbei: eine Fahrt mit der "Luftseilbahn" Lungern-Turren auf den 2100m hohen Schönbüel soll 31 SF kosten!!!
Mein Aufenthalt mit 3 Übernachtungen auf dem Campingplatz kosteten gerade mal 5 SF mehr!( 37 SF) Also brauchte ich über solche Art von Unternehmungen erst garnicht nachzudenken.
Am Seerundweg setzte ich mich auf eine Bank und trank meinen Sundowner ( Dosenbier Marke "Feldschlösschen" 1,70 SF an jeder Schweizer Tankstelle ). Das Tagebuch wurde noch geschrieben und die Abendstimmung am See brachte die nötige Ruhe für die Nacht.


Sa 30.06.2001

Gegen 8:00 Uhr verlasse ich leise tuckernd den Campingplatz und fahre Richtung Meiringen (ca 15 km über einen Bergrücken mit schon tollen Kurven), dem eigentlichen Ausgangspunkt der 3 Pässerundfahrt. Um keine bösen Überraschungen zu erleben tanke ich hier vorsichtshalber nochmal voll. ( 95 Oktan, 1,38 SF/l ). Jetzt aber auf zum Grimselpass... Denkste! Die gut ausgebaute Passstraße ist durch einen Felssturz blockiert und ein Schild weist eine Ausweichstrecke aus. Sie führt zwischen zwei Bauernhäusern hindurch direkt in die Kuhweiden hinein. Ab dem Ortsrand stehen, flankiert von Elektrozäunen jede Menge Fahrzeuge: Autos, Motorräder, Traktoren und Fahrräder... Alle warten darauf,dass die Ampel auf Grün springt. Die Rotphase dauert 50 Minuten und Grün wird es dann nur 10 Minuten!
Ich stelle meine Leticia auf den Seitenständer und Knabbere an meinem Süßen Stück, das ich als Proviant dabei habe und stelle mich auf eine lange Warterei ein. Nach etwa 10 Minuten kommt Bewegung in die bunt zusammengewürfelte Karawane: Motoren werden angeworfen, Helme aufgesetzt und Autotüren zugeschlagen. Langsam setzt sich die Fahrzeugschlange in Bewegung, Glück gehabt! Auch ich kann die Grünphase nutzen und fahre im Schritttempo auf z.T. nur geschotterte Waldwege über den "Unterstock", einen steilen Berghang, der hier das Haslital begrenzt. An den Kehren kann nur ein kräftiger Gasschub meine KLE500 den Berg hochschieben. Schweißgebadet hängen vor uns die Radfahrer am Hang und die Passstraße ist noch nichtmal erreicht!
Als es den Unterstock hinab ins Tal geht habe ich einige Male Probleme mein Bike auf dem schotterigen Waldweg zum Stehen zu bringen, deshalb halte ich recht großen Abstand zu dem vor mir fahrenden Wagen. Endlich, nach gut einer halben Stunde konzentrierter Konvoifahrt sind wir auf der breiten Passstraße Richtung Grimsel. Wir Bikernette Kurven :-) rollen das Feld nun auf und bald bin ich fast alleine an den Stauseen und Schneefeldern, die die Straße säumen. Die breite Fahrbahn mit griffigem Belag führt in einigen Kehren der Passhöhe zu. Oben angekommen grüßt das Alpenrösli im Sonnenschein. Davor ein Parkplatz mit einigen Motorrädern und der Grimselsee, auf dem noch dicke Eisschollen treiben. Nach dem obligatorischen Pass-Photo mit Selbstauslöser schlendere ich etwas um den Murmeltierpark herum und genieße die urige Landschaft.
Da sehe ich doch wie sich zwei Taucher fertig machen, um in den eisbedeckten See einzusteigen!
Ein cooles Vergnügen im wahrsten Sinne des Wortes!

Weiter ging es zur Abfahrt nach Gletsch im Tal der jungen Rohne. Der Anblich der Serpentienen die in grandioser Ingenieurskunst hier an den Hang geklebt wurden weckte die Vorfreude auf Kurven satt! Euphorisch schwinge ich mit Leticia dem Tal entgegen. Gletsch ist eigentlich ein kleiner Weiler mit nur einigen Häusern an der eisgrauen , jungen Rhone und so halte ich mich nichtOldtimer lange auf sondern nehme die langgezogene Auffahrt zum Furkapass unter die Stollen. Beim Hotel Belvedere am Rohne-Gletscher machte eine Gruppe von Oldtimerfahrern halt. Sie treiben ihre Schätze über diesteilen Pässe der Zentralschweiz ohne Kosten und Mühen zu scheuen.


Am Furkapass soll natürlich wieder ein Pass-Photo geschossen werden. Ein Moppedfahrer hat die gleiche Idee und so photografieren wir uns gegenseitig am Passschild.

Die Abfahrt vom Furka nach Andermatt ist zwar nicht so spektakulär, bietet jedoch schöne Aussichten auf die umliegenden Gipfel der 3000er. In Andermatt gestaltet sich die Suche nach der Auffahrt zum Sustenpass etwas schwierig, aber über die Teufelsbrücke gelange ich doch noch hin. An der Teufelsbrücke erinnert ein riesiges, in den Fels gemeiseltes Kreuz mit russischer Inschrift an die Toten der Schlacht von 1799. Hier hinderten die Franzosen die Russische Streitmacht an der Alpenquerung. Wieviel Blut mußte dafür auf beiden Seiten vergossen werden ? Weiter gehts an den Staus der Gotthard - Autobahn vorbei :-) dem Sustenpass zu. Eine Strasse, die sich in langen Windungen am Talrand entlangzieht, bringt mich zügig höher und höher. Noch zügiger als ich sind die Heizer mit ihren Supersportlern unterwegs. Einige Gruppen liefern sich regelrechte Rennen bis zum Gipfel! Davon lasse ich mich aber nicht anstecken und toure, die Strecke genießend, zum Pass.

Oben am Sustenpass ist schnell das Selbstauslöserphoto geschossen. Dem Trubel mit Bussen voller Schulklassen will ich entgehen und so mache ich mich hurtig vom Parkplatz. Eine kurze Strecke lege ich nur zurück und mache dann eine ausgedehnte Rast an einem Gebirgsbach. Dort schreibe ich mein Reisetagebuch, genieße das klare Wasser des Baches und aale mich bei T-Shirt-Temperaturen in der Sonne.
An der Bergflanke gegenüber liegt der eisgraue Steingletscher und seine Schmelzwasser ergießen sich in den fast runden Steinsee. Weit kann der Blick fast bis ins Haslital schweifen, dem Anfang- und Endpunkt meiner 3-Pässe-Tour.





...hier die Adresse an die ihr euere Berichte und Fotos senden könnt:


Webmaster Twin 500

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